Inklusive Kommunikation: Sprache, die nicht diskriminiert

Von Anna Oberdorfer
Eine Buchstabentafel aus der alle rosaroten Buchstaben rausgefallen sind

Warum Emojis ein wichtiger Meilenstein für Disability Mainstreaming sind

Sprache ist ein wichtiges Tool in der Verwirklichung von Disability Mainstreaming. Also der Idee, dass Menschen mit Behinderung überall mitgedacht werden.

Denn Sprache formt Meinungen. Und Meinungen formen wiederum Verhalten. 

Auch Emojis sind ohne Zweifel fester Bestandteil digitaler Sprache. Vor kurzem hat Apple verkündet, dass es ab Herbst 2019 Emojis zum Thema Behinderung gibt, unter anderem um die Diversität der Gesellschaft auch abzubilden. Es gibt nun Rollstuhlfahrer*innen als auch einen Elektrorollstuhl. Menschen mit Blindenstock, jemand, der Gebärdensprache spricht und verschiedene Prothesen. Das ist erfreulich, wurde aber auch höchste Zeit. Schade nur, dass tatsächliche Inklusion nicht abgebildet wird. Zum Beispiel ein Rollstuhlfahrer und ein anderer Mensch gemeinsam als Emoji.

Quelle: www.unicode.org

Inklusive Kommunikation hat viele Facetten

Jeder siebte Mensch auf der Welt lebt mit einer Behinderung. Doch wenn man sich umsieht in CSR Kommunikation, Kampagnenarbeit und Medien fällt immer wieder auf, dass inklusive Kommunikation immer noch keine Selbstverständlichkeit ist.

Dabei geht es bei inklusiver Kommunikation um mehr als nur Emojis. Das Thema folgt mehreren Prinzipien:

  • Barrierefreie Kommunikation (z.B. einfache Sprache, technische Umsetzung von Webinhalten)
  • Repräsentation von Menschen mit Behinderung in TV & Medien: Ohne die gängigen Klischees der „tapferen Alltagsheld*innen“ zu bedienen. Aber natürlich auch in der Politik.
  • Sensibler Umgang mit Sprache

„Wenn Sie jemanden sehen, der an einen Rollstuhl gefesselt ist, dann binden Sie ihn los und rufen Sie die Polizei!“


Der Aktivist Raul Krauthausen erklärt in diesem Video eindrücklich, was inklusive Sprache bedeuten kann.

https://www.facebook.com/srfnews/videos/310285366245758/

Begriffe zu Behinderung, auf die man verzichten sollte:

Vor allem in Medien ist immer wieder, von den „Behinderten“ die Rede. Der Begriff ist aber in vielerlei Hinsicht problematisch:

  • Viele Menschen mit Behinderung werden erst durch die Gesellschaft und das Umfeld „behindert“. Fehlende Barrierefreiheit oder Vorurteile sind meist das, was „behindert“.
  • „Behinderte” erzeugt das Bild einer festen Gruppe, die in Wirklichkeit vielfältig ist.
  • Es beschränkt Menschen mit Behinderung auf diese – und stellt die Behinderung als vermeintlich wichtigstes  Merkmal der Person in den Vordergrund.

Auch „Taubstumme“ gibt es nicht. Noch immer hört man diesen Ausdruck, wenn von gehörlosen Menschen gesprochen wird. Dabei ist man nicht stumm wenn man gehörlos ist. Gehörlose Menschen können ja kommunizieren, zum Beispiel in Gebärdensprache.

Mindestens genauso falsch sind Klischees, die mit sprachlichen Bildern immer wieder bedient werden: Wenn jemand „trotz Behinderung“ Erfolg hat, „tapfer den Alltag meistert“ oder an einer Behinderung „leidet“. Das erzeugt Bilder im Kopf der Rezipient*innen, die Menschen mit Behinderung als besonders bemitleidenswert darstellen.

Fazit: Mit ein wenig mehr Sensibilität für Sprache & Behinderung können Unternehmen und Medienschaffende viel dazu beitragen, dass Disability Mainstreaming wirklich Mainstream wird.

Denn Sprache formt Meinungen, Meinungen formen Verhalten …